18. Apr 2024

Schritt für Schritt#29: Reuse, Recycle, Repair

Wie kann Outdoor-Kleidung und -Ausrüstung geflickt werden ohne ihre technischen Funktionen einzubüssen? Wann lohnt sich reparieren noch? Und was passiert mit Kleidern, die wir nicht mehr brauchen und entsorgen? Was wird wo wiederverwendet und was rezykliert? Welche Produkte entstehen aus rezyklierten Textilien?

Eine Gruppe von 18 Interessierten hat sich trotz eisiger Kälte zum Spaziergang getroffen, um Antworten auf diese Fragen zu erhalten. Wir besuchten zuerst die Reparaturwerkstatt des Outdoorausrüsters Transa, die seit letztem Jahr auf dem Gelände der ehemaligen SBB Werkstätten an der Hohlstrasse sind. Dorthin kann man direkt seine Outdoorkleidung und Ausrüstung bringen (oder zum Kundenservice der Transa-Läden), um sie reparieren oder waschen und imprägnieren zu lassen. Tobias Stump hat uns durch die grosse und kreative Werkstatt geführt. Dort werden neue Schnallen an Rucksäcke genäht, Zelte geflickt, Daunenjacken nachgestopft und Goretex-Jacken geflickt, so dass sie wieder wasserdicht sind. Tipp: 1x pro Saison waschen, um Fett und Schweiss aus den Nackenpartien entfernen, damit sich dort die Verklebung nicht auflöst. Transa nimmt auch gebrauchte Kleidung und Ausrüstung an, um sie für Reparaturmaterial auszuschlachten.

Danach ging der Spaziergang weiter zum Textilsammelcontainer in der Hardgutstrasse. Peter Kost von Tell Tex erzählte uns dort, wie sich das Geschäft in den letzten zwanzig Jahren vom Textilspendensammler zum Recyclingunternehmen gewandelt hat. Die Textilien, die wir in die Sammelcontainer werfen, werden schon lange nicht mehr gespendet. Sie werden verkauft, z.B. an Sortierunternehmen in Italien. 60% der Kleidung kann auf Märkten in Italien oder Osteuropa wiederverkauft werden, Markenkleidung z.B. findet guten Absatz. 30% können zerschnitten als Lumpen wiederverwertet werden und 10% muss als Abfall entsorgt werden. Neu wird versucht für den Verkauf nicht mehr geeignete Textilien zu schreddern und die Fasern aufzubereiten. Recyclingfasern sollen künftig wieder für die Textilproduktion genutzt werden. Tell Tex ist in Kontakt mit Forschenden, die untersuchen, was aus den Fasern hergestellt werden kann. Der gesamte Bereich des Textilrecyclings ist um Umbruch. Peters Tipp: Gebt eure noch tragbaren Kleider lieber direkt weiter, nutzt Kleidertauschbörsen und Secondhandläden. Das Fazit: Leider kann man sich mit Kleiderspenden kein gutes Gewissen kaufen, sie kommen keinem karitativen Zweck zugute. Wir sollten unseren Textilkonsum einschränken und bereit sein, unsere Kleidung länger zu tragen oder auch gebrauchte Kleider zu tragen, statt Neue zu kaufen.

Zum Abschluss wies Eva Waldmann darauf hin, dass wir beim Kauf von Kleidern uns über die Herkunft, Produktion, Herstellungsbedingungen und verwendeten Materialien informieren sollten. Wir müssen kritische Fragen stellen und eine bessere Regulierung der Textilindustrie und Kleidermarken einfordern. Sie hat für alle ein Blatt zusammengestellt mit Tipps, wie und wo man am ehesten nachhaltig einkauft. Wirklich nachhaltig ist leider noch kein Label, die Lieferketten sind zu komplex.

Wäre es nicht so kalt gewesen, hätten wir sicher noch länger diskutiert und Fragen gestellt, so spannend waren die Beiträge und angeregt die Diskussionen.

Schritt für Schritt

 

Wie lässt es sich nachhaltiger leben? Welche Initiativen und Projekte gibt es dazu im Quartier? Mit wem kann ich mich darüber austauschen? Wie und wo kann ich mich beteiligen? Die Spaziergangs-Serie Schritt für Schritt widmet sich genau diesen Fragen. Zusammen mit der Klimagruppe Kreis 9 und Menschen aus dem Quartier realisieren wir mehrere Spaziergänge zu unterschiedlichen Themen. Das Projekt zielt darauf ab, den Austausch im Quartier zu fördern, das bereits bestehende Netzwerk zu stärken und die Quartierbewohnenden für die Umweltauswirkungen des eigenen Verhaltens zu sensibilisieren. Möchtest auch du bei einem Spaziergang mitwirken oder sogar einen selbst durchführen? Dann melde dich bei der Klimagruppe Kreis 9: E-Mail

 

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Gemeinsam gehen wir Schritt für Schritt für eine nachhaltige gegenwart und Zukunft. Mehr dazu: Nachhaltiges Albisrieden